Nachruf Prof. Dr. Jens Witte
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Am 12. Juni 2003 verstarb überraschend der Präsident des
Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, Professor Dr.
Jens Witte.
Jens Witte wurde am 14. Februar 1941 in einem
Chirurgen-Haushalt in Perleberg geboren. Seine Schulzeit
verbrachte er in Hamburg. Nach seinem Abitur diente er bei
der Bundesmarine. Anschließend studierte er von 1961 bis
1968 Humanmedizin in Homburg/Saar, Hamburg und Berlin.
1968 bis 1970 absolvierte er seine
Medizinalassistentenzeit in Bielefeld und Hamburg sowie in
Tansania. |
An den Universitätskliniken in Köln und München genoss Witte
seine chirurgische und wissenschaftliche Lehrzeit, die er 1976
mit dem Facharzt für Chirurgie abschloss. 1978 erwarb er die
Schwerpunktbezeichnungen Viszeral- und Gefäßchirurgie. 1979
habilitierte er sich mit dem Thema "Endotoxinämie und
hyperdynamer septischer Schock: Pathobiochemie ausgewählter
Gerinnungs- und anderer Plasmaprotein-parameter" und erhielt
die Venia legendi. Die Ernennung zum Professor erfolgte 1982,
1985 die Wahl zum Direktor der Klinik für Allgemein- und
Viszeralchirurgie im Klinikum Augsburg.
Seit 1975 engagierte sich Witte im Berufsverband der Deutschen
Chirurgen e.V. (BDC) und zeigte früh sein persönliches
Engagement für die Entwicklung und Interessensvertretung der
Berufsbelange der Chirurgen, insbesondere auf dem Gebiet der
Weiter- und Fortbildung. So wurde er 1986 mit dem Aufbau der
Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische
Fortbildung beauftragt, wurde 1987 deren Leiter und war
seither Mitglied des BDC-Präsidiums. Zum Vizepräsidenten wurde
er 1994 gewählt. Seit 1998 war Witte Präsident des BDC und
Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie (DGCH).
Prof. Witte zeichnete sich in seiner Arbeit und Führungsweise
durch Geradlinigkeit, Aufrichtigkeit und Fairness aus. Alle
Gremien der Politik und Selbstverwaltung schätzten seine
berufspolitische Kompetenz. Als Vorsitzender der gemeinsamen
Weiterbildungskommission des BDC und der DGCH erarbeitete
Witte eine von allen chirurgischen Fachgesellschaften
getragenen Weiterbildungsordnung. In der Qualitätssicherung
bemühte er sich um die Einführung moderner Lehr- und
Lernmethoden zur kontinuierlichen Fortbildung (CME) und
beruflichen Entwicklung (CPD).
Als Präsident der größten europäischen Chirurgenorganisation
war es sein oberstes Ziel, die Interessen aller Chirurgen
national und international zu vertreten. So setzte er sich für
das "Gemeinsame Haus der Chirurgen" in Deutschland ein. Durch
geschickte Verhandlungsführung gelang es ihm und Jürgen Bauch
1998, der DGCH, dem BDC und den chirurgischen
Fachgesellschaften den vorzeitigen Einzug in das
traditionsreiche Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin zu sichern.
Heute haben elf chirurgische Gesellschaften ihren Sitz und
ihre Sekretariate in diesem Haus, das im April 2003 seinen
rechtmäßigen Besitzern, der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie und der Berliner Medizinischen Gesellschaft, zurück
übertragen wurde.
Nach dem Fall der Mauer 1989 engagierte sich Witte für die
Integration der Kollegen in den neuen Bundesländern. Früh die
Unabwendbarkeit des neuen Vergütungssystems im
Gesundheitswesen erkennend hat er sich durch Mitgründung der
gemeinsamen DRG-Kommission für eine sachgerechte Umsetzung
sowie die Schulung der Chirurgen auf diesem Gebiet eingesetzt.
International verschaffte er sich hohes Ansehen als deutsches
Mitglied in der Sektion Chirurgie der UEMS (European Union of
Medical Specialists) in Brüssel. Von 1993 bis 2002 war er
Sekretär der Sektion und seit 2002 deren Präsident. Er war
Mitglied im Royal College of Surgeons, dem American College of
Surgeons, der International Society of Surgery sowie
Ehrenmitglied der Chilenischen Chirurgischen Gesellschaft und
hat die deutschen Chirurgen über unsere Landesgrenzen hinaus
hervorragend vertreten.
Jens Witte hat sich um den Beruf des Chirurgen sehr verdient
gemacht. Sein Wille zur Einheit der deutschen Chirurgen ist
dem BDC Vermächtnis und Antrieb für die zukünftige Arbeit. Wir
haben mit Jens Witte eine herausragende Persönlichkeit als
Mensch und als Chirurg verloren. Unser tiefes Mitgefühl gilt
den Hinterbliebenen seiner Familie.
Prof. Dr. Michael-J. Polonius
Präsident des BDC
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